Blog der Gartenführer


Dienstag, 17. September 2019

Schotterwüsten als Visitenkarte?




Foto: Dieter Rauh

Unter diesem Titel haben im April diesen Jahres zur Veranstaltung „Worms blüht auf“ die Mitarbeiter der Grünflächenabteilung und der Abteilung Umweltschutz der Stadtverwaltung Worms auf den derzeitigen Trend der Versteinerung unserer Gärten reagiert.
Ganz im Zeichen der Aktion „Entsteint Euch“ unseres rheinland-pfälzischen Umweltministeriums wurde in Form von kleinen Palettengärten auf die negativen Folgen dieser leider in Mode gekommenen Unsitte aufmerksam gemacht und vielfältige Alternativen gezeigt.

   Foto: Dieter Rauh

Inzwischen müsste eigentlich jeder erfahren haben, dass die blanken Steinflächen weder wirklich pflegeleicht noch schön sind, dass sie die Aufheizung des Klimas beschleunigen, der Pflanzen- und Tierwelt großen Schaden zufügen, beim Einsatz von Folien oder Vliesen das Bodenleben zerstören und ganz und gar kein Aushängeschild für die Besitzer darstellen.
Doch warum kommen wir erst jetzt damit? Weil das Thema leider immer noch brandaktuell ist!
Unsere Gartenführerkollegen, das Ehepaar Booß aus Ibersheim, fanden die Aktion jedenfalls so gelungen, dass sie für die letzten Tage der offenen Gärten ein paar dieser Kisten als Leihgabe der Stadt Worms ergattern konnten.
Auch ihre Gäste waren begeistert von dem Projekt und nutzten rege die Gelegenheit sich mit Samengutscheinen und Infoflyern zu versorgen.
Wie man sieht, haben sich die Pflanzen innerhalb der kurzen Zeit prächtig entwickelt.

  Foto: Gisela Booß

Auch das Ergebnis der Aussaaten in den Beeten auf dem Forrerhof kann sich durchaus sehen lassen:

 Foto: Kristin Beck

Welch ein Unterschied mit so wenig Aufwand und Mühe doch möglich ist!

Foto: Kristin Beck

(Werbung wegen Verlinkungen)
Wichtige Tipps zu den richtigen Saatmischungen, die sollten nämlich regional und einheimisch sein, für den jeweiligen Standort passend und der im Vorfeld zu beachtenden wichtigen Bodenbearbeitung, erhält man z.B. bei www.rieger-hofmann.de  oder www.blauetikett.de
Auch die Gartenakademie Rheinland-Pfalz unter www.gartenakademie.rlp.de und die Naturschutzverbände NABU www.nabu.de  und BUND www.bund.net geben gerne Auskunft zur umweltverträglichen Gartengestaltung. 

Grundsätzlich ist ja eine geschlossene Pflanzendecke auch immer pflegeleichter als blanke Steine oder offener Boden. Die Temperatur bleibt im Sommer einfach kühler, das Kleinklima ist entscheidend viel besser, Erosion wird vorgebeugt und mit der richtigen Pflanzenauswahl, nämlich einheimisch und standortgerecht,  kann man auch prima unsere Tierwelt unterstützen.
Damit es also allen in Zukunft wieder besser geht, müssen solche Bilder aus unseren Wohngebieten ganz schnell verschwinden:

Foto: Erich Kulling

Denn ein wirklicher Kiesgarten (auf magerem Boden - natürlich ohne Vlies!) vom Profi sieht z.B. so aus:

Foto: Kristin Beck, Garten Peter Janke in Hilden

Hier noch ein Beispiel für einen Vorgarten auf ‚normalem‘, Gartenboden:

Foto: Erich Kulling

Und selbst wer gar keinen Vorgarten besitzt, kann seine Fassade grüner, bunter und lebenswerter für alle gestalten:
Foto: Thorben Beck

Lassen Sie sich also nicht von falschen Versprechungen von wegen „leicht zu pflegen“ oder „weil man das jetzt so macht“ verunsichern und bleiben Sie beim wunderschönen Grün für die Visitenkarte Ihres Hauses.
 
Ihre Gartenführerin Kristin Beck

Noch ein wichtiger Hinweis:  
Tage der offenen Gärten am 21. und 22. September!

17 Gärten öffnen in diesem Jahr zum letzten mal die Pforten. Eine Teilnehmerliste finden Sie als PDF-Datei hier:  
Herzliche Einladung.

Donnerstag, 5. September 2019

Sedum - von wegen fette Henne


Pflanze des Monats September



Wer denkt sich eigentlich solch unschöne Namen aus?
Fetthenne – nur weil Blätter und Stiele vielleicht nicht ganz so filigran daher kommen, da die cleveren Pflanzen dort Wasser für schlechte Zeiten einlagern. Also ehrlich, die so genügsamen Dickblattgewächse hätten wahrlich Schmeichelhafteres verdient! Schließlich sind sie auf sonnigen, warmen Standorten mit durchlässigen, mageren Böden wirklich sehr vielfältig einsetzbar.
Ob als dekorativer Tischschmuck, … (hier mit Sempervivum gemischt)


… im Staudenbeet, …



… im Balkonkasten, …



… oder sogar im öffentlichen Straßenbegleitgrün.


Nicht umsonst wurde Sedum vom Bund deutscher Staudengärtner bereits 2011 als „Staude des Jahres“ ausgezeichnet.
Gibt es doch mehr als 400 verschiedene Arten auf der nördlichen Erdhalbkugel, die mit trockenen Sommern wunderbar zurechtkommen und sich auch unter widrigen Bedingungen zu behaupten wissen.
Auch rein gestalterisch haben sie durchaus Einiges zu bieten: Blütenfarben von weiß, gelb, über rosa bis magenta und auch bei den Blättern geht das Farbspektrum von zarten Grün- und Grautönen bis intensivem Dunkelrot (z.B. ‚Matrona‘). Und selbst die Blattformen fallen, je nach Art, sehr unterschiedlich und variantenreich aus.
Die niedrigen und zarten Polsterfetthennen machen sich prima in Kübeln, Trögen, Steingärten und sogar Dachbegrünungen. Die hohen kräftigen Fetthennen glänzen dafür in den Staudenrabatten. 
Selbst im Winter stellen die vertrockneten Blütenstände noch etwas dar und während der Blüte ab Ende August bis in den Herbst werden sie allemal gerne von allen möglichen Insekten dankbar angeflogen und als Futterquelle genutzt.


Auch früher schon wusste man diese Pflanzenart besonders zu schätzen und verwendete sie als Heil- und Nutzpflanze. Sie sollten z.B. Hühneraugen und Warzen den Gar aus machen, bei Verbrennungen und Quetschungen die Schmerzen lindern und auch heute wird sie noch zur Pflege der Haut genutzt.
Auf Mauern und Dächern platzierte man sie, ähnlich wie Sempervivum, um Blitze und Unheil fern zu halten. Das mag allerdings ein wenig viel verlangt sein.
Die sogenannte Tripmadam (Sedum reflexum bzw. rupestre) kann man sogar als Gemüse in Salaten und Suppen verspeisen. Also, wer es mal probieren möchte?
Selbst in der Pflege kann man kaum etwas verkehrt machen, wenn Standort und Boden stimmen. Ein beherzter Rückschnitt im zeitigen Frühjahr und ältere Pflanzen ab und an mal teilen, viel mehr braucht es nicht, um lange Freude an den so herrlichen Pflanzen mit dem so unschönen deutschen Namen zu haben.
Mein Herz haben sie schon lange erobert und ihre vielen kleinen Blüten machen mir jedes Jahr aufs Neue wieder Freude.


An den Tagen der offenen Gärten am 21. und 22. September 

gibt es bestimmt genügend Gelegenheit, sich die Pflanzengattung einmal näher zu betrachten.
Also gleich schon mal den Termin vormerken und aktuelle Infos nutzen:


Noch einen schönen September mit reicher Ernte, Blütenfeuerwerk und Gräserzauber wünscht
Gartenführerin Kristin Beck