Blog der Gartenführer


Mittwoch, 3. April 2019

Die Kleinen Wilden


Klar, Tulpen wie diese hier kennt doch jeder!



Hier sind jedoch nicht die hochgezüchteten Diven gemeint, die sich bei mangelnder Pflege schnell aus unserem Garten wieder verflüchtigen.
Nein, ich meine die zum Teil winzigen Zwiebelzwerge, die so schön unkompliziert anspruchslos und ohne jegliches Zutun des Gärtners jedes Jahr im Frühjahr mit wunderhübschen Blüten und Manche sogar mit wirklich herrlichem Duft den Frühling begrüßen.
Gut, sie sind streng genommen nicht von hier und irgendwann einmal zugezogen. Ihre eigentliche Heimat ist der ferne Orient. Dort verschönten sie schon sehr früh die Palastgärten der Sultane. Auch ihr türkischer Name ‚Tulbant‘ erinnert noch ein wenig daran. Übersetzt soll er so viel wie Turban bedeuten und findet sich entfernt im botanischen Namen Tulipa wieder.

Tulipa sylvestris


Foto von Mirja Neff

Doch in unserer Weinbauregion Rheinhessen ist bestimmt vielen Liebhabern die leuchtend gelbe und duftende Weinbergtulpe Tulipa sylvestris bekannt.
Schade, dass man sie durch intensiven Herbizideinsatz leider nur noch selten findet, wie z.B. auf dem Lieberg in Gau-Odernheim. Kein Wunder also, dass sie bei uns zu den bedrohten Arten gehört und unter Naturschutz steht.

Tulipa sylvestris


Foto von Mirja Neff

Abgesehen von der Arbeit, die man einmal beim Stecken der kleinen Zwiebeln hat, muss man sie danach einfach nur in Ruhe lassen. Wenn ihr der Standort gefällt, wird sie sich über Brutknollen ausbreiten, ohne dabei jemals lästig zu werden. So kann man auch schon früh im Jahr mehr Futter für unsere Wildbienen anbieten, denn einige Arten haben die kleinen Wilden zum Naschen gern.

Tulipa tarda



Auch in meinem Garten ist es dann endlich wieder soweit und mein Favorit unter den kleinen Wilden, die nur 10 cm große (oder besser kleine) Tulipa tarda, blüht wieder. Sie duftet so herrlich, dass ich einfach niederknien muss, um besser schnuppern zu können.
Hübsch anzusehen ist sie, mit ihren leicht geschwungenen glänzenden Blättern und den weißen Blütentrauben mit großem sonnengelbem Herz, allemal.
Doch auch andere Arten verdienen es, erwähnt zu werden, wie z.B. Tulipa turkestanica. Sie blüht sehr früh, hat graugrüne schmale Blätter und mehrere Blüten pro Stiel. Diese sind weiß mit orangegelben kleinen Herzen. Von außen schimmern sie zart lila und wirken auf mich wie kleine Sternchen.
Wer es lieber rosa mag, ist mit Tulipa bakeri ‚Lilac Wonder‘ gut bedient. Auch Tulipa clusiana und Tulipa marjolettii sehen mit weißer Grundfarbe und roséfarbenen Streifen wunderhübsch aus.
Tulipa humilis ‚Persian Pearl‘ entzückt dafür mit intensiven purpurvioletten Blüten. Doch es gibt noch jede Menge mehr zu entdecken!
 Die kleinen Wilden lieben einen sonnigen und nährstoffreichen, vorzugsweise lehmigen Boden mit luftiger Struktur. Wer ihnen das bieten kann, wird mit diesen Zwiebelchen wirklich nichts falsch machen können.
Also besser schon mal anfangen mit der Liste für die Zwiebelbestellung im Spätsommer. Doch Achtung! Kaufen Sie nur bei seriösen Züchtern, um die Wildbestände in der Heimat zu schützen.

Vielleicht werden Sie ja sogar auf unserem traditionellen Gartenmarkt am Sonntag, den 28. April in Oppenheim fündig. Manche Gärtnereien bieten sie nämlich auch in Töpfen an.

So oder so, viel Spaß mit den kleinen Wilden und allen einen wunderbaren Frühling!
Ihre Gartenführerin
Kristin Beck