Blog der Gartenführer


Samstag, 23. Januar 2016

Der Blick in den winterlichen Garten

von Jutta Eppelmann, Landschaftsgärtnerin und Gartenführerin Rheinhessen
Es ist Winterzeit,
wir ziehen uns zum Spaziergang die dicken Jacken an. Aber Bäume und Sträucher ziehen sich im Winter aus, entblättern sich und stehen ziemlich nackt da.
 Jetzt zeigen sie uns ihre ganze Schönheit, wir müssen nur einmal genauer hinsehen. 


·         Da sind z.B.  die Birken, deren Stämme im Winter bei tiefem Sonnenlicht viel malerischer und romantischer aussehen als im sommergrünen Kleid,
·         oder diese Bäume in der Stadt, deren Früchte wie Perlenschnüre an den Ästen hängen. Den Schnurbaum können wir jetzt besonders gut bestimmen.
·         Der sibirische Hartriegel sticht mit seinen leuchtend roten Trieben zwischen den vielen Brauntönen besonders hervor.


·         Der eher unscheinbare Schlehdorn schmückt sich mit vielen stahlblauen Beeren,
·         und endlich zeigt sich auch einmal die Korkenzieherhasel mit ihrem bizarren Wuchs von ihrer allerschönsten Seite. Im Sommer sieht man  vor lauter Blätter gar nichts davon. 


Die Liste könnte man ewig weiterführen. Viele Pflanzen stehen jetzt  stolz und schön in den Gärten, wiegen ihre Äste im Wind, und wir erfreuen uns an ihrem Anblick.
Aber es gibt auch die anderen, die armen Kreaturen, die man immer nur zurechtstutzt, deren Spitzen man kurzerhand gekappt hat, die einfach nicht wachsen dürfen, wie es ihrem Naturell entspricht. Hat man etwa Angst vor den Pflanzen, wenn man sie auf handliches Format klein schneidet? Sind 2 m für die Heckenschere die magische Grenze? 



Jede Pflanze hat ihren individuellen Charakter, so wie auch wir unsere individuellen Frisuren haben, die  zu uns passen, mit denen wir uns wohlfühlen und gut aussehen. Dies sollten wir auch unseren Bäumen und Sträuchern zugestehen. Schließlich stehen sie fast die Hälfte des Jahres nackt da, bevor die Blätter wieder alles verdecken.
Es ist Winterzeit,
genau die richtige Jahreszeit,
·         um einmal in Ruhe und mit Muße in Katalogen, Büchern und Gartenzeitschriften zu stöbern um sich neue Ideen für den Garten zu holen,
·         um sich mit Spaß an den schönen Gartenbildern zu erfreuen,
·         um einmal die Pflanzen im Garten zu bestimmen und sich zu informieren, wie wir sie artgerecht schneiden können.
Wir können die Pflanzen um uns herum erst richtig wertschätzen, wenn wir wissen, um welche es sich handelt.
Auch wenn der überaus eifrige Nachbar schon x Kofferraumladungen von Schnittgut zum Wertstoffhof gebracht hat, wir sollten uns nicht irritieren lassen.  Manchmal ist weniger mehr. 
Vielleicht können wir, die Gartenführer Rheinhessen, mit unserem neu eingerichteten Blog hierzu einen kleinen Beitrag leisten.