von Jutta Eppelmann, Landschaftsgärtnerin und Gartenführerin
Rheinhessen
Es
ist Winterzeit,
wir ziehen
uns zum Spaziergang die dicken Jacken an. Aber Bäume und Sträucher ziehen sich
im Winter aus, entblättern sich und stehen ziemlich nackt da.
Jetzt zeigen sie uns ihre ganze Schönheit, wir
müssen nur einmal genauer hinsehen.
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Da sind z.B. die Birken, deren Stämme im Winter bei
tiefem Sonnenlicht viel malerischer und romantischer aussehen als im
sommergrünen Kleid,
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oder diese Bäume in der Stadt, deren Früchte wie
Perlenschnüre an den Ästen hängen. Den Schnurbaum
können wir jetzt besonders gut bestimmen.
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Der sibirische
Hartriegel sticht mit seinen leuchtend roten Trieben zwischen den vielen
Brauntönen besonders hervor.
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Der eher unscheinbare Schlehdorn schmückt sich mit vielen stahlblauen Beeren,
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und endlich zeigt sich auch einmal die Korkenzieherhasel mit ihrem bizarren
Wuchs von ihrer allerschönsten Seite. Im Sommer sieht man vor lauter Blätter gar nichts davon.
Die Liste könnte
man ewig weiterführen. Viele Pflanzen stehen jetzt stolz und schön in den Gärten, wiegen ihre
Äste im Wind, und wir erfreuen uns an ihrem Anblick.
Aber es gibt
auch die anderen, die armen Kreaturen, die man immer nur zurechtstutzt, deren
Spitzen man kurzerhand gekappt hat, die einfach nicht wachsen dürfen, wie es
ihrem Naturell entspricht. Hat man etwa Angst vor den Pflanzen, wenn man sie
auf handliches Format klein schneidet? Sind 2 m für die Heckenschere die
magische Grenze?
Jede Pflanze
hat ihren individuellen Charakter, so wie auch wir unsere individuellen
Frisuren haben, die zu uns passen, mit
denen wir uns wohlfühlen und gut aussehen. Dies sollten wir auch unseren Bäumen
und Sträuchern zugestehen. Schließlich stehen sie fast die Hälfte des Jahres
nackt da, bevor die Blätter wieder alles verdecken.
Es
ist Winterzeit,
genau die
richtige Jahreszeit,
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um einmal in Ruhe und mit Muße in Katalogen,
Büchern und Gartenzeitschriften zu stöbern um sich neue Ideen für den Garten zu
holen,
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um sich mit Spaß an den schönen Gartenbildern zu
erfreuen,
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um einmal die Pflanzen im Garten zu bestimmen
und sich zu informieren, wie wir sie artgerecht schneiden können.
Wir können
die Pflanzen um uns herum erst richtig wertschätzen, wenn wir wissen, um welche
es sich handelt.
Auch wenn der
überaus eifrige Nachbar schon x Kofferraumladungen von Schnittgut zum
Wertstoffhof gebracht hat, wir sollten uns nicht irritieren lassen. Manchmal
ist weniger mehr.
Vielleicht
können wir, die Gartenführer Rheinhessen, mit unserem neu eingerichteten Blog hierzu einen
kleinen Beitrag leisten.