Blog der Gartenführer


Montag, 4. November 2019

Immergrün durch den Winter


Wenn die letzten bunten Blätter des Herbstes gefallen und verwelkt sind, die Zwiebeln für die Frühjahrsblüte im Boden sind und noch allerletzte Blüten von Astern und Dahlien uns mit ihren leuchtenden Farben erfreuen, kehrt in unseren Gärten spätestens mit dem ersten Frost unweigerlich der Winter ein.  
Jetzt kommt der große Auftritt der immergrünen Pflanzen die ihre Blätter und Nadeln nicht verlieren und unsere Gärten auch in der dunklen Jahreszeit mit ihrem Grün schmücken. Ein unverwüstlicher Vertreter ist die heimische Eibe (taxus baccata).


Als Hecke oder Baum oft kunstvoll beschnitten, begegnet uns die Eibe häufig in den Gärten. In den Wäldern und entlang der Wege wurde die Eibe aber fast vollständig ausgerottet und steht heute auf der roten Liste der bedrohten Arten. Grund dafür war das starke Pflanzengift Taxin, es befindet sich  in allen Pflanzenteilen - außer im leuchtend roten Fruchtfleisch, das die Samenkörner umhüllt. Bei Menschen und Weidevieh können schon wenige Gramm der Nadeln, Rinde oder Samenkerne zum Tod führen, deshalb wurde vielerorts die Eibe rigoros bekämpft.
Bis aus einem von Vögeln verstreuten Samenkorn einer Eibe ein stattlicher Baum wird, dauert es viele, viele Jahre. Zwar stellen Eiben keine besonderen Ansprüche an ihren Standort, sie gedeihen im rheinhessischen lehmhaltigen Boden an einem Schattenplatz sehr gut, doch sind die Austriebe jedes Jahr nur einige Zentimeter lang. Die Eibe eignet sich deshalb auch gut für eine Hecke oder als Solitärpflanze die durch ihren individuellen Schnitt wie ein kleines Kunstwerk im Garten  wirkt.

Im Bild von links nach rechts, ein 3jähriger Sämling, Eiben nach ca. 15 Jahren Schnitt und eine 80jährige Eibe mit ausladenden eingewachsenen Ästen die sich zu einer Kuppel verwachsen.
Früher wurde die Eibe als Heilpflanze verwendet und auch heute werden ihre Wirkstoffe noch in der Schulmedizin benutzt. Das Holz wurde wegen seiner Härte und Zähigkeit von den Büchsen- und Instrumentenmachern verwendet. Heute in unserem Plastikzeitalter spielt das Holz der langsam wachsenden Eiben keine Rolle mehr. 

Gut beschattet war die Ausflugsgruppe der Gartenführer im Schloss Dyck unter der mächtigen Eibe. Auf dem Rundgang durch den prächtigen Landschaftsgarten führte der Weg direkt unter diesen eindrucksvollen Baumriesen.Die unteren Äste haben sich im Boden verwurzelt und schließen sich mit ihrem ausladenden Nadelgeflecht rundherum zu einem mehrere Meter hohen Eiben-Rondell zusammen. Ein begehbarer Baum ist daraus entstanden.
Eiben sind sehr langlebig und können auch aus dem harten Holz wieder austreiben. Vermehren lassen sich Eiben durch Sämlinge oder durch Risslinge. Junge Triebe am besten im Sommer vom Ast gerissen und mit ihrer Triebrosette in gute Gartenerde gesteckt, so können junge Pflanzen gezogen werden.


Wer gerne im Garten individuelle bildhauerische Gewächse hat ist mit einer Eibe gut beraten. Es macht zwar etwas Arbeit sie jedes Jahr in Form zu bringen, doch es ergibt ein markantes Bild und in Kombination mit jahreszeitlich unterschiedlichen Blumen, eine schöne Struktur für den Garten.
Die Eibe mit ihrem starken Gift und ihrem etwas düsteren Erscheinungsbild, wurde in vielen Kulturen als heiliger Baum verehrt, ihre Zweige und Nadeln vertreiben die bösen Geister. Schon in der Antike galt die Eibe als Baum des Todes und der Unterwelt. So ist es verständlich, dass man besonders auf Friedhöfen häufig Eiben finden. Für ein Grabgesteck eignen sich die Zweige der Eibe aber nicht, die Nadeln verlieren ihre Farbe wenn sie trocken werden.  

Einen schönen November wünscht Gartenführerin Christa Gugeler