Blog der Gartenführer


Samstag, 29. April 2017

Markt der Möglichkeiten - Zu Gast bei den Kultur-und Weinbotschaftern


Es war ein herrlich blauer Tag. Die Kastanien im DLR Oppenheim schoben gerade ihre grünen Knospen aus der Hülle und im Hof tat sich am frühen Morgen des 28. März 2017 schon einiges.



Die Kultur- und Weinbotschafter von Rheinhessen haben zum "Markt der Möglichkeiten" eingeladen und die Gartenführer waren mit von der Partie. Während die Gäste begrüßt wurden, bekam der Stand den letzten Schliff ...


denn die Gartenführer wollten zeigen, was sie zusammen mit Gartenbesitzern von Rheinhessen für das Jahr 2017 vorbereitet haben. Und damit das ganze nicht zu theoretisch wird, haben Christa Schwilling und Jutta Eppelmann jede Menge Naturmaterial mitgebracht um zu zeigen wie man daraus Kränze bindet. Mit dabei waren auch Ingrid Dahlheimer und Anne Rahn und weitere Gartenführerinnen.




 
Gutgelaunte Gäste mit viel Humor haben mit  geschickten Hände so manchen Kranz gebunden und voller Stolz präsentiert.


So manche Frage konnte mit Hilfe unseres Flyers beantwortet werden.



Im Garten der Weinbaudomäne gab es auch Gartenführungen und Jutta Eppelmann hatte sich die Mispel (Mispula germanica) zum Hauptthema erkoren. Staunend probierten die Zuhörer die Kostprobe einer Marmelade aus Mispeln.


Am Ende waren sich alle einig: Das war ein gelungener Auftakt zum Beginn eines ereignisreichen Jahres ...

das in Kürze wieder einem neuen Höhepunkt entgegensieht, nämlich den

Tagen der offenen Gärten und Höfe am 13. und 14. Mai 2017
von 10 bis 18 Uhr.

Lassen Sie sich das nicht entgehen - die Gartenbesitzer haben sich wieder gut vorbereitet und ihre Gärten wieder fein herausgeputzt. Lassen Sie sich überraschen. Sie wissen ja:

"Man geht nie zweimal in denselben Garten
- immer ist etwas in Bewegung"

Dienstag, 25. April 2017

Zuckerrübenanbau wie vor 200 Jahren

... im Garten von Familie Boos in Worms-Ibersheim

Erst im 18. Jahrhundert wurde entdeckt, dass man aus einer Futterrübe Zucker gewinnen kann. Napoleon förderte im 19. Jh. den Anbau und allmählich gewann das Gewächs für Rheinhessen an Bedeutung.


Vor 200 Jahren mussten die Bauern ihr Saatgut noch selbst gewinnen, was die Familie Boos aus Worms-Ibersheim in ihrem Rheinhessenquadrat demonstrierte.


Der Kulturplan der Familie Boos:



Herbst 2014:
Zuckerrüben aus der Ernte von 2014 in den Garten gepflanzt


Frühjahr/Sommer 2015: 
Die Rüben treiben erneut aus und bilden Blüten und Samen.


Herbst 2015:
Der Samen wird geerntet und aufbewahrt.
Das Saatbeet wird vor der Winterruhe vorbereitet.


Frühjahr/Sommer 2016:
Der Samen wird ausgesät. Nach dem Auflaufen ist zum Schutz der eine mehrmalige Frostberegnung
notwendig. Zu dicht stehende Sämlinge werden mehrfach mit einer Hacke vereinzelt. Bei anhaltender
Trockenheit wurde beregnet.


Herbst 2016:
Zuckerrübenernte.



Das Saatgut:



Saatprobe:

Herr und Frau Boos vereinzeln die Rüben:
Foto von Andreas Stumpf

                                                           
Auch Frau Ruth Hoffmann aus Siefersheim hatte 2016 unter anderem die Zuckerrübe zum Thema. Aus ihrem Garten stammt die Zusammenfassung zum Thema: Zuckerrübe im 19. Jh. 


 (Zum Lesen bitte anklicken)




Der Garten von Familie Boos ist auch in diesem Jahr wieder an den Tagen der offenen Gärten und Höfe für Sie geöffnet:


Samstag und Sonntag, 17. und 18. Juni von 10 bis 18 Uhr


Freitag, 21. Juli zur:  
Blauen Stunde in den Gärten, von 18 bis 23 Uhr


Sonntag, 17. September von 10 bis 18 Uhr.


Mehr erfahren Sie hier

EinBlick in den Garten von Familie Boos haben Sie hier

Herzlich Willkommen

Montag, 17. April 2017

Rückblick auf das Jahr 2016:
Das Rheinhessenquadrat - Gärten 1816/2016



Ein Bericht von der Gartenführerin Anne Rahn

Die Vorbereitungen zu meinem Rheinhessenquadrat - Gärten 1816/2016 begannen schon im Winter 2014/2015. Zunächst musste ein Thema gefunden werden. Da fielen mir diese zwei Bücher in die Hände:




"Das Hungerjahr" von Heinrich Bechtolsheimer aus Wonsheim in Rheinhessen.
Anhaltender Regen von Mai bis Oktober, verbunden mit Kälte, Schnee und Hagel zerstörte die Ernte und die ohnehin leeren Getreidespeicher lösten eine Hungersnot aus.

Ähnliches wird auch im Buch: 1816 - Das Jahr ohne Sommer, von Sabine Kaufmann beschrieben. In der Geschichte "Der Pfarrer" wird erzählt, wie in der Not des Jahres 1816 das erste Kartoffelbrot entstand.

Beide Bücher berichteten also von einem Jahr mit vielen Entbehrungen und schon bald stand für mich fest: Ich wollte in meinem Rheinhessenquadrat von der Hungersnot 1816 erzählen! 

Der Plan war folgender: auf vier quadratischen Beeten sollten Getreide, Kartoffeln, Brotgewürzpflanzen und Kräuter für ein gutes Butterbrot angepflanzt werden. Als begeisterte Hobbyköchin wollte ich Rezepte von vor 200 Jahren ausprobieren und meinen Gästen anbieten. 
Denn in meinem Garten sollte kein Hunger ausbrechen ...

Mein Rheinhessenquadrat im April 2016
Beet Nr. 1 mit Küchenkräutern - u.a. für eine Kräuterbutter nach einem Rezept aus dem 19. Jh.

Ins Beet Nr. 2 kamen traditionelle Brotkräuter.

Ins Beet Nr. 3 wurden alte Kartoffelsorten gepflanzt. Die älteste Sorte die ich finden konnte war "La Ratte", gezüchtet gegen Ende des 19. Jh.

In Beet Nr. 4 wuchs ein kleiner Getreideacker mit Weizen, Getreide, Dinkel und 
Getreideacker-Begleitpflanzen heran.

Das Beet wurde umrahmt mit Schnittlauchpflanzen.
 
Brotteiggewürze:
Fenchel- und Koriandersamen. Kümmel und Anis sind 2 jährig.
Sie werden im August gesät und können 1 Jahr später geerntetwerden.

Informationen wie man vor 200 Jahren gepflanzt und gekocht hat, habe ich mir ebenfalls aus Büchern geholt. Ganz wichtig waren mir die Kochbücher und das Gartenbuch von Henriette Davidis aus dem 19. Jahrhundert. Ihre Bücher sind eine wahre Fundgrube über das Leben in Haus und Garten der damaligen Zeit.

Henriette Davidis - nachzulesen bei Wikipedia

Während meines Experimentes musste ich bald erkennen, dass es gar nicht so einfach war, Getreide und Kartoffeln im Garten, ohne moderne Pflanzenschutzmittel, anzubauen. Der Frühling 2016 war kalt und nass - das Getreide bekam Getreiderost und die Kartoffeln litten unter Kartoffelfäule. 



 Auch wenn aus dem Getreide nichts wurde - 
das "Unkraut" sah im Beet prächtig aus.

Anders als die Menschen im Jahr 1816 musste ich aber nicht hungern und konnte auf das Angebot im Lebensmittelmarkt zurückgreifen.


*** 


2016 kamen viele Besucher, die sich die Geschichten aus dem Jahr 1816 anhörten. 



Oft hörte ich den Satz: 
"Meine Oma/mein Opa haben das auch noch so gemacht!".   



Manchmal mussten wir vor einem Gewitter unter den Dachvorsprung flüchten - und manchmal fühlten wir uns dabei wie in einer Geschichte aus dem Jahr 1816. Zum Glück schneite es aber nur Blüten.



Einmal brachte mir eine Besucherin Samen von einer uralten Wintersalatsorte mit, dem "Mombacher Winter". Sie hatte erfahren, dass ich auf der Suche nach alten regionalen Gemüsesorten war. Riesig habe ich mich auch über eine Frau gefreut, die zufällig aus dem gleichen Ort im Ruhrgebiet angereist kam, aus dem meine "Koch- und Gartenbuchautorin" Henriette Davidis stammte.  

Ein besonderes Highlight war auch eine uralte Ausgabe des Buches


"Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche 
Mit besonderer Berücksichtigung
der Anfängerinnen und angehenden Hausfrau"

das mir eine Besucherin mitbrachte.


Solche und andere Geschichten aus dem "Jahr mit dem Rheinhessenquadrat" sind Erinnerungen mit Gänsehautfaktor.


  
Ich danke nochmal Allen für ihr Kommen und ihr Interesse! Es war ein wunderbares "Offene-Gärten-Jahr".

Auch in diesem Jahr gibt es wieder die  
Tage der offenen Gärten und Höfe
und wir öffnen an folgenden Tagen:

Samstag und Sonntag, 13. und 14. Mai, 10 bis 18 Uhr
Freitag, 21. Juli, Blaue Stunde in den Gärten, 18 bis 23 Uhr
Sonntag, 17. September,  10 bis 18 Uhr
 Wir freuen uns auf Euer Kommen! 

***
Rezepte aus dem 19. Jahrhundert,
die wir nachgekocht haben und bei Führungen angeboten haben.
   
Kräuterbutter nach Henriette Davidis
Rezept Nr. 74
PS: Ich habe 200g Butter genommen und je ein EL Petersilie, Schalotten und Kerbel dazugegeben. Außerdem habe ich nur den Abrieb einer Zitrone zugefügt, weil die Butter sonst zu wässrig geworden wäre. Besonders schmeckt mir die Zugabe von Muskatnuss in der Kräuterbutter.
Kartoffelbrot

Im Buch "1816 - das Jahr ohne Sommer" erfindet einj Pfarrer das Kartoffelbrot. Dabei ersetzte er fehlendes Getreide durch Kartoffeln.



Mein Kartoffelbrot-Baguette 

(ergibt 2 Brote):


400 g Kartoffelbrei

Hefeteig:

100 ml lauwarme Milch

1 Hefewürfel

1EL Honig

500g Weizenmehl Typ 405

1 TL Salz, 1 TL Brotgewürz

50g warme Butter

warmes Wasser nach Bedarf

1 Apfel, geschält und gerieben. 


Hefe in die Milch bröckeln, mit einem kleinen Schneebesen verrühren und ca. 20 Minuten gehen lassen.

Mehl und Kartoffelbrei, Butter, Hefemilch, Salz, geriebener Apfel und Brotgewürz in eine große Schüssel geben und mit der Hand kneten. Soviel Wasser dazugeben, dass der Teig sich gut verarbeiten lässt und nicht an den Händen klebt. Den Teig ca. 1/2 Stunde an einem warmen Ort gehen lassen. Nochmals kneten und 2 Baguette-Laibe formen. Nochmals an einem warmen Ort gehen lassen bis die Laibe deutlich aufgegangen sind. Das dauert nochmal ca. 1/2 Stunde.

Im Ofen bei 180° ca. 1 Stunde backen. 



Brotgewürz:


Samen von Koriander, Anis, Fenchel und Kümmel zu gleichem Anteil. Eventuell noch Chilischoten. Im Mörser mörsen oder Mixer fein mahlen. 


Wiesbadener Brot

Ich habe es in einer privaten Rezeptsammlung aus dem 19. Jh. gefunden und ist genaugenommen ein Haddekuchen, ein Traditionsgebäck aus Hessen, das aber auch in Rheinhessen Tradition hat und in Bingen und Alzey heute noch gebacken wird.



Rezept für "Haddekuchen"

Im "Wiesbadener Brot" aus dem 19. Jh. wurde lediglich 1 Tl Zimt als Gewürz verwendet und der Kakao wurde weggelassen. 
Schmeckt frisch lecker mit Marmelade.

Viel Spaß beim Nachkochen!

Freitag, 7. April 2017

Gartenfreunde vor 200 Jahren – Vom Allgemeinen Teutschen Garten-Magazin 1816 zum Rheinhessen-Quadrat



Erstaunlich, erstaunlich!
Bereits vor 200 Jahren gab es in Deutschland Gartenmagazine! 
Da ist zu lesen, dass bereits 1804 Gartenzeitschriften "wie Pilze aus der Erde schießen" ...
Gartenbesitzer Maria-Luise und Richard Auernheimer aus Badenheim in Rheinhessen
widmete sich diesem Thema im Jubiläumsjahr 2016

Rückblick auf das Rheinhessenquadrat - Gärten 1816/2016 



Beitrag von Maria-Luise und Richard Auernheimer


mit Bildern von I. Dahlheimer, M. Heilhecker-Winkler

Ein quadratisches Hochbeet aus alten Ziegelsteinen mauerten wir für das Rheinhessen-Quadrat. Und bepflanzen es mit den Blumen, die in der Zeit um 1816 schon längst in den Gärten heimisch geworden waren: Iris, Stiefmütterchen, Nelken, Hortensien. 



Im 18.Jahrhundert begannen die Entdeckungen der Natur und ihre Pflege in privaten Gärten. Das "Allgemeine Teutsche Garten-Magazin" erschien mit dem Ersten Jahrgang 1804. Das Titelblatt von 1816 betonte die Kontinuität dieser Zeitschrift. Gelesen wurde sie offensichtlich von vielen Gartenfreunden. Man verfolgt mit Staunen, wie die Nachrichten aus den einzelnen Ländern des damaligen Deutschland schnell an die Gartenfreunde weitergegeben wurden. Da konnte man nachlesen, was an Züchtungen neu entdeckt wurde. Der Einfluss Englands war offensichtlich. Viele Pflanzen wurden in England an das europäische Klima gewöhnt. Von dort kam dann nach Deutschland, was en vogue war. 

Mit dem Allgemeinen Teutschen Gartenmagazin knüpfte der Weimarer Verleger Friedrich Justin Bertuch, er lebt von 1747bis 1822, an die Erfolge früherer Zeitschriften an. Erstmals legte er eine deutsche Gartenzeitschrift vor, die sämtliche Teilgebiete abdeckte und farbig illustriert war. Es war außerdem die erste Gartenzeitschrift im Quartformat, welche die bisherigen kleinen Gartenkalender ersetzte. Seit 1805 wurden den Monatsheften sog. „Intelligenzblätter“ beigegeben, in denen Pflanzen- und Samenangebote sowie und Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt inseriert wurden. Nach kriegsbedingter dreijähriger Pause ließ es Bertuch 1815 erneut erscheinen, allerdings nur noch mit sechs statt zwölf Heften jährlich und mit einer Unterbrechung 1816/17. Das Garten-Magazin überlebte seinen Gründer um sechs Jahre, zuletzt unter dem Titel Neues Allgemeines Garten-Magazin.

„Wir kündigen hiermit allen Gartenfreunden und Oekonomen eine gemeinnützige Zeitschrift an, die hoffentlich bei der Menge der Gartenschriften, die jetzt so schnell wie Pilze aus der Erde wachsen, und davon immer die eine die andere abschreibt, nicht überflüssig, sondern vielmehr nöthig sein würde“  so war es in „Plan und Ankündigung“ des Garten-Magazins 1804 zu lesen. In elf Abteilungen gliederte sich die Zeitschrift. Von Landschafts-Gartenkunst, über Treib- und Gewächshaus-Gärtnerei, Gemüsebau, Obstkultur, Samenbau, Ökonomische Gärtnerei bis zur Blumisterei „mit allen ihren Moden und Bizarrerien, und ihrem wahren guten Geschmacke“.

Das Ganze kann man nachlesen auf der Webseite http://gartentexte-digital.ub.tu-berlin.de/index.php?publication=atgm  Die Bücherei des Deutschen Gartenbaus e.V., gegründet 1822, ist von der Technischen Universität Berlin für alle Interessierten digital zugänglich gemacht worden


Anmerkung von den Gartenführern:
Der Garten der Familie Auernheimer ist auch in diesem Jahr wieder an den Tagen der offenen Gärten und Höfe für Sie geöffnet:

Samstag und Sonntag, 13. und 14. Mai von 10 bis 18 Uhr
Samstag und Sonntag, 17. und 18. Juni von 10 bis 18 Uhr
zur Blauen Stunde am Freitag, 21. Juli von 18 bis 23 Uhr
Sonntag, 17. September von 10 - 18 Uhr 
Herzlich Willkommen

Übrigens "EinBlick" in den Garten finden Sie auch hier