Blog der Gartenführer


Donnerstag, 15. Juni 2017

Plädoyer für einen ungeliebten Gartengast - die Zaunrübe



Von Sibylle Kallweit






Wenn man von der Zaunrübe spricht, merkt man oft, dass manche Menschen überhaupt nicht wissen, wovon die Rede ist. Aber wenn sie die Pflanze sehen, kennen sie sie und es stellt sich sogar heraus, dass sie einen gewissen Groll gegen sie hegen, bis hin zu Vernichtungswut.



Warum eigentlich?



Bryonia dioica, die Rotfrüchtige Zaunrübe ist bei ordentlichen Gärtnern nicht sehr beliebt, weil sie in ihren Kletterbestrebungen im heimischen Garten keinerlei Rücksicht auf das perfekte Styling der gerade akkurat geschnittenen Hecke nimmt. Immerhin klettert sie, wo sie genügend Rankhilfe hat, mühelos 2-3 Meter hoch. Sie lässt sich auch nicht daran hindern, jedes Jahr neue Triebe zu bilden, solange auch nur der kleinste Stumpf ihrer Wurzeln in der Erde steckt. Und dort unten hat sie so ihre Tricks: sie zieht sich tief und verzweigt zwischen das Wurzelwerk von Gehölzen oder Sträuchern. Es ist also mühsam, eine Zaunrübe auszugraben, zumal sie ihrem Namen, was die Größe angeht, durchaus entsprechen kann.





Männliche Exemplare der Pflanze sind völlig harmlos. Die roten Beeren der weiblichen Pflanze allerdings sind für Menschen giftig. Und da die Beeren weder bitter schmecken, noch unangenehm, muss man unbedingt darauf achten, dass Kinder sie keinesfalls essen.



Entschließt man sich jedoch dazu, dieser zierlich blühenden Pflanze mit ihrem hübschen Laub gezielt einen Platz im Garten zuzuweisen, kann man sich ihre Klettereigenschaften zunutze machen. Sie ist durchaus dafür geeignet, einen Sichtschutz zu bilden. Wenn das Laub im Herbst vertrocknet ist, lässt es sich mit ein paar Handgriffen leicht wieder entfernen. Während des Sommers jedoch kann man an der Zaunrübe zahlreiche Insekten beobachten, die die Zaunrübe lieben, wie z.B. Hummeln, Schwebefliegen und Bienen.  Darunter eine, die Zaunrübenbestände über Dutzende von Kilometern aufzuspüren kann, um sich dort anzusiedeln.



Bei der Zaunrübe lohnt es sich, nicht nur ihre botanische Besonderheit zu betrachten. Sie hat auch eine interessante Vorgeschichte. Zaunrüben mussten Jahrhunderte lang für Lug und Betrug herhalten.



Und gerade, weil  die Zaunrübe als nichts Besonderes gilt und schon gar nicht auf der Hitliste besitzenswerter Pflanzen steht, ist es äußerst aufschlussreich, einmal genau hinzusehen und ihr anschließend mit anderen Augen zu begegnen.



Sibylle Kallweit von der IG Gartenführer Rheinhessen hat sich auf die große Vergangenheit dieser Pflanze eingelassen und lädt zu einem Gartenvortrag über die Zaunrübe nach St. Johann ein.



Titel: „Geh mir bloß fort mit der Zaunrübe!“

Datum: 1. Juli 2017, 17 – 19 Uhr

Ort: Garten Geuss & Held, Kirchplatz 4, 55578 St. Johann



Kosten: € 10, inklusiv kleinem Gaumenschmaus
Anmeldung erbeten: sibyllekallweit@gmx.de, Tel.: 06131-473092