Von Sibylle Kallweit
Wenn man von der Zaunrübe spricht, merkt man oft, dass
manche Menschen überhaupt nicht wissen, wovon die Rede ist. Aber wenn sie die
Pflanze sehen, kennen sie sie und es stellt sich sogar heraus, dass sie einen
gewissen Groll gegen sie hegen, bis hin zu Vernichtungswut.
Warum eigentlich?
Bryonia dioica, die Rotfrüchtige Zaunrübe ist bei
ordentlichen Gärtnern nicht sehr beliebt, weil sie in ihren Kletterbestrebungen
im heimischen Garten keinerlei Rücksicht auf das perfekte Styling der gerade akkurat
geschnittenen Hecke nimmt. Immerhin klettert sie, wo sie genügend Rankhilfe
hat, mühelos 2-3 Meter hoch. Sie lässt sich auch nicht daran hindern, jedes
Jahr neue Triebe zu bilden, solange auch nur der kleinste Stumpf ihrer Wurzeln
in der Erde steckt. Und dort unten hat sie so ihre Tricks: sie zieht sich tief
und verzweigt zwischen das Wurzelwerk von Gehölzen oder Sträuchern. Es ist also
mühsam, eine Zaunrübe auszugraben, zumal sie ihrem Namen, was die Größe angeht,
durchaus entsprechen kann.
Männliche Exemplare der Pflanze sind völlig harmlos. Die
roten Beeren der weiblichen Pflanze allerdings sind für Menschen giftig. Und da
die Beeren weder bitter schmecken, noch unangenehm, muss man unbedingt darauf
achten, dass Kinder sie keinesfalls essen.
Entschließt man sich jedoch dazu, dieser zierlich blühenden
Pflanze mit ihrem hübschen Laub gezielt einen Platz im Garten zuzuweisen, kann
man sich ihre Klettereigenschaften zunutze machen. Sie ist durchaus dafür
geeignet, einen Sichtschutz zu bilden. Wenn das Laub im Herbst vertrocknet ist,
lässt es sich mit ein paar Handgriffen leicht wieder entfernen. Während des
Sommers jedoch kann man an der Zaunrübe zahlreiche Insekten beobachten, die die
Zaunrübe lieben, wie z.B. Hummeln, Schwebefliegen und Bienen. Darunter eine, die Zaunrübenbestände über
Dutzende von Kilometern aufzuspüren kann, um sich dort anzusiedeln.
Bei der Zaunrübe lohnt es sich, nicht nur ihre botanische
Besonderheit zu betrachten. Sie hat auch eine interessante Vorgeschichte. Zaunrüben
mussten Jahrhunderte lang für Lug und Betrug herhalten.
Und gerade, weil die
Zaunrübe als nichts Besonderes gilt und schon gar nicht auf der Hitliste
besitzenswerter Pflanzen steht, ist es äußerst aufschlussreich, einmal genau
hinzusehen und ihr anschließend mit anderen Augen zu begegnen.
Sibylle Kallweit von der IG Gartenführer Rheinhessen hat
sich auf die große Vergangenheit dieser Pflanze eingelassen und lädt zu einem
Gartenvortrag über die Zaunrübe nach St. Johann ein.
Titel: „Geh mir bloß fort mit der Zaunrübe!“
Datum: 1. Juli 2017, 17 – 19 Uhr
Ort: Garten Geuss & Held, Kirchplatz 4, 55578 St. Johann
Kosten: € 10, inklusiv kleinem Gaumenschmaus
Anmeldung
erbeten: sibyllekallweit@gmx.de,
Tel.: 06131-473092