Vom Leben der Dienstboten
vor 200 Jahren
Unter den Aktionen der IG
Gartenführer Rheinhessen zum Jubiläumsjahr 2016 waren die Auftritte der
Jungfern im Grünen ein Highlight. Wir haben sie hier schon hier vorgestellt.
Beitrag: Sibylle Kallweit
Foto: Herr Schubbert
Der letzte
öffentliche Auftritt der Jungfern im Grünen fand am 6. Oktober im Haus Burgund
in Mainz statt. Er war toll! Die Sängerinnen der IG Gartenführer Rheinhessen
hatten den Abend allein gestaltet und dass die Zuhörer gekommen waren, um die
Jungfern im Grünen zu erleben, war der Stimmung im Saal anzumerken.
Ein Anliegen
der Gesangsgruppe war es, während ihrer Auftritte im Jubiläumsjahr auch
Einblick in die Lebensumstände von Dienstpersonal vor 200 Jahren zu geben. So vermittelten
die Zwischentexte zu den vorgetragenen Liedern einen Eindruck vom Alltag des
Personals in der jeweiligen Umgebung des Auftrittsortes.
In Gabsheim
erfuhren die Zuhörer einiges über Knechte und Mägde.
Sie standen ständig unter
Beobachtung.
Die Wände und Ecken eines
Gehöfts waren hellhörig,
Kammern vielfachbelegt.
Fußböden, Türen, Bettkästen -
alles knarrte.
Quelle: Allmende, Heft 1, 1983
In Oppenheim
und Worms-Ibersheim wurde deutlich, dass die Hoffnung des meist weiblichen
Gesindes, im nächsten Städtchen eine bessere Stellung zu finden, als auf dem
Land, meist enttäuscht wurde.
Reizt das Gesinde die
Herrschaft durch ungebührliches Betragen zum Zorn,
und wird in selbigen von ihr mit Scheltworten,
oder geringen Thätlichkeiten
behandelt;
so kann es dafür keine gerichtliche
Genugthuung fordern.
Quelle:
Gesindeordnung von 1810, § 77
Die Texte in
Mainz verdeutlichten, dass das Großbürgertum mit französischer Vergangenheit,
das sich selbst gerade von der Herrschaft des Adels befreit hatte, sein
Dienstpersonal noch immer in vollkommener Abhängigkeit hielt.
Betritt die Hausfrau oder eine
andere Respektsperson das Zimmer,
so hat das Mädchen aufzustehen
und zu warten,
bis die Herrin das Zimmer
wieder verläßt
oder es zum Niedersetzen
auffordert.
Ferner spreche es stets stehend
mit der Hausfrau
oder den dem Hause angehörenden
Erwachsenen.
Quelle: Emy Gordon, Pflichten eines Dienstmädchens
Die Jungfern
im Grünen haben während des Jubiläumsjahres 2016 viel Anerkennung erfahren und
schließen das Projekt nun mit einem weinenden und einem lachenden Auge ab. Sie
haben nicht nur vom Einblick in das Thema Dienstbote und Dienstherrschaft profitiert.
Die Chorproben und das Erarbeiten der Lieder über fast 2 Jahre waren
bereichernd. Ernst Seitz, der Chorleiter der Gesangsgruppe, hat die Auftritte
der bis dahin teils ungeübten Sängerinnen zu erfolgreichen Events gemacht und mit
seinen außergewöhnlichen Arrangements begeistert.
Die Idee der
Gartenführerinnen, ihr fachliches Angebot im Jubiläumsjahr um eine akustische
Komponente zu erweitern, ist aufgegangen. Die IG Gartenführer Rheinhessen hat
mit den Jungfern im Grünen so manchen Blumentopf gewonnen.
Die Jungfern
im Grünen oder das Dienstpersonal in einem Haushalt des gehobenen Bürgertums
vor 200 Jahren:
Mamsell,
Wäscherin, Hauswirtschafterin, Serviermagd, Kammerjungfer, Kindsmagd, Köchin,
Näherin, Stubenmädchen, Gouvernante, Mädchen für Alles und der Haus- und
Gesangslehrer
Noch was ganz Praktisches aus Emy
Gordon:
Pflichten eines Dienstmädchens
Stark versalzene Speisen können
essbar gemacht werden, indem man ein leinenes Tuch fest über den Topf bindet,
in welchem sich die versalzene Speise befindet, und Salz auf das Tuch streut.
Das in der Speise befindliche Salz wird nach weiterem Kochen beinahe völlig
durch das obere Salz herausgezogen.
Cuivre poli, Bronze usw.
reinigt man durch Abbürsten mit lauwarmem Seifenwasser. Stock- und
Fliegenflecken lassen sich mit reiner Salzsäure entfernen, welche jedoch
nachher mit heißem Wasser gründlich abzuwaschen ist. Nach dem Trocknen wird mit
einem Leder mit Spiritus und Kreide trocken gerieben.