Blog der Gartenführer


Donnerstag, 5. September 2019

Sedum - von wegen fette Henne


Pflanze des Monats September



Wer denkt sich eigentlich solch unschöne Namen aus?
Fetthenne – nur weil Blätter und Stiele vielleicht nicht ganz so filigran daher kommen, da die cleveren Pflanzen dort Wasser für schlechte Zeiten einlagern. Also ehrlich, die so genügsamen Dickblattgewächse hätten wahrlich Schmeichelhafteres verdient! Schließlich sind sie auf sonnigen, warmen Standorten mit durchlässigen, mageren Böden wirklich sehr vielfältig einsetzbar.
Ob als dekorativer Tischschmuck, … (hier mit Sempervivum gemischt)


… im Staudenbeet, …



… im Balkonkasten, …



… oder sogar im öffentlichen Straßenbegleitgrün.


Nicht umsonst wurde Sedum vom Bund deutscher Staudengärtner bereits 2011 als „Staude des Jahres“ ausgezeichnet.
Gibt es doch mehr als 400 verschiedene Arten auf der nördlichen Erdhalbkugel, die mit trockenen Sommern wunderbar zurechtkommen und sich auch unter widrigen Bedingungen zu behaupten wissen.
Auch rein gestalterisch haben sie durchaus Einiges zu bieten: Blütenfarben von weiß, gelb, über rosa bis magenta und auch bei den Blättern geht das Farbspektrum von zarten Grün- und Grautönen bis intensivem Dunkelrot (z.B. ‚Matrona‘). Und selbst die Blattformen fallen, je nach Art, sehr unterschiedlich und variantenreich aus.
Die niedrigen und zarten Polsterfetthennen machen sich prima in Kübeln, Trögen, Steingärten und sogar Dachbegrünungen. Die hohen kräftigen Fetthennen glänzen dafür in den Staudenrabatten. 
Selbst im Winter stellen die vertrockneten Blütenstände noch etwas dar und während der Blüte ab Ende August bis in den Herbst werden sie allemal gerne von allen möglichen Insekten dankbar angeflogen und als Futterquelle genutzt.


Auch früher schon wusste man diese Pflanzenart besonders zu schätzen und verwendete sie als Heil- und Nutzpflanze. Sie sollten z.B. Hühneraugen und Warzen den Gar aus machen, bei Verbrennungen und Quetschungen die Schmerzen lindern und auch heute wird sie noch zur Pflege der Haut genutzt.
Auf Mauern und Dächern platzierte man sie, ähnlich wie Sempervivum, um Blitze und Unheil fern zu halten. Das mag allerdings ein wenig viel verlangt sein.
Die sogenannte Tripmadam (Sedum reflexum bzw. rupestre) kann man sogar als Gemüse in Salaten und Suppen verspeisen. Also, wer es mal probieren möchte?
Selbst in der Pflege kann man kaum etwas verkehrt machen, wenn Standort und Boden stimmen. Ein beherzter Rückschnitt im zeitigen Frühjahr und ältere Pflanzen ab und an mal teilen, viel mehr braucht es nicht, um lange Freude an den so herrlichen Pflanzen mit dem so unschönen deutschen Namen zu haben.
Mein Herz haben sie schon lange erobert und ihre vielen kleinen Blüten machen mir jedes Jahr aufs Neue wieder Freude.


An den Tagen der offenen Gärten am 21. und 22. September 

gibt es bestimmt genügend Gelegenheit, sich die Pflanzengattung einmal näher zu betrachten.
Also gleich schon mal den Termin vormerken und aktuelle Infos nutzen:


Noch einen schönen September mit reicher Ernte, Blütenfeuerwerk und Gräserzauber wünscht
Gartenführerin Kristin Beck