Gesangsgruppe der IG Gartenführer Rheinhessen –
Die Jungfern
im Grünen
Sibylle
Kallweit berichtet über ein akustisches Rheinhessenquadrat
Bis aus gut einem Dutzend Gartenführerinnen die „Jungfern im
Grünen“ wurden, hat es etwas gedauert.
Jungfern unter der Haube
Die Idee entstand zeitgleich mit den ersten Vorstellungen
von einer Parzelle, einem Stückchen Land also, in dem eine Verbindung zum
Landleben vor 200 Jahren erkennbar werden sollte. Spätestens, als der Titel „Rheinhessenquadrat“
feststand, war allen Beteiligten klar: Das wird richtig viel Arbeit und wir
brauchen dringend etwas, das uns dafür entschädigt.
Anprobe
Ich erinnerte mich meiner Großmutter, die die besondere Gabe
hatte, Stress durch Singen verarbeiten zu können und aus dem Alltag auszusteigen,
indem sie bei der Arbeit Lieder entsprechenden Inhalts schmetterte. Es waren
Küchenlieder.
Küchenlieder? - Die
hatten doch vor 200 Jahren Hochkonjunktur! Wie passend!
Küchenlieder erzählten in einer Zeit noch ohne Radio und
Fernsehen ganz ähnlich dramatische Geschichten von Treulosigkeit, falscher
Liebe und Enttäuschung wie unsere heutigen Soaps im TV.
Küchenlieder verraten aber auch ganz viel über die Lebensbedingungen
von Hausangestellten im 19. Jahrhundert auf dem Land und in der Stadt. Die
Lieder waren ein Ventil der Dienstboten für den Frust, der entstand durch
schlechte Bezahlung, durch soziale Isolation, durch die Not, in die sie bei
Krankheit oder Schwangerschaft geraten
konnten, durch die Willkür ihrer Dienstherrschaft, der sie ausgesetzt waren.
Auftritt
Dass sich viele dramatische Lied-Inhalte an romantischen
Plätzen in der Natur abspielen, drückt die Sehnsucht des Gesindes nach einer
heilen Welt aus, die Hoffnung, dass gerade man selbst zu den Glücklichen
gehört, deren Schicksal einen positiven Lauf nimmt.
Das Singen von Küchenliedern trägt nicht nur zu unserer eigenen Erbauung, sondern auch
zur Freude unseres Publikums bei. Es hat sich sogar auf wunderbare Weise in das
Projekt „Rheinhessenquadrat“ eingefügt. Denn damit wird ein Stück Lebensart von
vor 200 Jahren vorgestellt. Die Frage, was aus dem Vergangenen ins Heute
übernommen werden kann, beantwortet sich von selbst, sobald man die Lieder in
ihrem neuen frischen Arrangement hört. Und die „Jungfern im Grünen“ mit ihrem
entsprechenden Outfit sind einfach ein Augenschmaus.
Wie wir überhaupt auf den Namen „Jungfern im Grünen“
gekommen sind?
Die zarte, duftige Nigella damascena ist nicht nur während
ihrer Blütezeit lieblich anzuschauen. Sie bildet im Stadium der Reife eine
attraktive Samenhülle, mit der sie trickreich für ihre Vermehrung sorgt. Noch
lange in den Herbst und in den Winter hinein bewahrt sie ein wohlgefälliges Äußeres
–
so wie wir eben!
Die „Jungfern im Grünen“ sind als Nächstes zu hören am
14.
August, 16 Uhr
beim Fest am geografischen Mittelpunkt von Rheinhessen in
Gabsheim
Und am
6. Oktober, 18.30 Uhr
während der Woche des
Geschmacks im Haus Burgund in Mainz