Blog der Gartenführer


Mittwoch, 22. März 2017

Ein Garten im Quadrat



Ein Bericht von Sibylle Kallweit aus dem Garten von Guerinna Hofrichter in Lörzweiler
aus der Reihe: Rückblick auf das Rheinhessenquadrat - Gärten 1816/2016 
Bilder: S. Kallweit, G. Hofrichter
Ein Garten im Quadrat

Wer in der Straße „An den Tierhäuptern“ in Lörzweiler Ausschau nach der Nummer 8 hält, bräuchte  die Flagge eigentlich gar nicht, die anzeigt, dass hier, am Tag der Offenen Gärten, ein verborgener Schatz zu besichtigen ist. Von weitem erkennbar thront im Vorgarten ein Pfau mit aufgeschlagenem Rad auf einer säulenförmig geschnittenen Eibe, auch er ist aus derselben Eibe geschnitten.


Guerinna Hofrichter, geboren in Treviso, Italien, lebte als Kind in einem Haus, dessen Besitzer der Major Domus ( Hausverwalter) des letzten italienischen Königs war. Er selbst hatte in der Nachbarschaft ein Anwesen, dessen Park nach dem Vorbild eines Schlossgartens gestaltet war. Für Guerinna war es wie ein Paradies, in dem sie sich nützlich machen konnte. Hier hat sich ihre Liebe zu Disziplin und Ordnung entwickelt, die königliche Garten-Anlagen widerspiegeln. Gut geschnittene Gehölze, akkurat angelegte Beete ohne Wildwuchs.

1965 kam Guerinna Hofrichter nach Mainz. Ihr täglicher Weg zur Arbeit führte sie durch den Stadtpark. Die historische Parkanlage erweckte in ihr den Wunsch, möglichst viel über ihre Laubgehölze und die teils sehr alten Baumbestände zu erfahren. Sie heuerte bei einem Betrieb für Landschafts- und Gartenbau an und war in ihrem Element.

Seit Jahren ist sie nun selbständig und arbeitet für Gartenbesitzer, die Gründlichkeit und Klarheit in der Linienführung zu schätzen wissen. Die Begeisterung für Gärten italienischer Schlösser ist Guerinna Hofrichter erhalten geblieben. Es gibt vermutlich wenige Bücher darüber, die sie nicht ihr Eigen nennt. Aber ihre ganz besondere Leidenschaft gilt der Kunst des Formschnitts. Nach dem Grundsatz „klassisch aber nicht kitschig“, formt sie dabei nicht nur gängige Gehölze wie Buchs, Eibe oder Kirschlorbeer. Sie bearbeitet alles, was sich in Form bringen lässt: Die Thuja leylandii wird zur Spirale, der Ginko zur Kugel, die italienische Zypresse zur Säule, Wacholder und Stechpalme werden zu Bonsais.

Das Thema „Rheinhessenquadrat“ zum Jubiläumsjahr 2016 hat Guerinna Hofrichter sehr einfallsreich durch einen quadratischen Bilderrahmen umgesetzt. Aufgehängt konnten Besucher ihn so bewegen, dass aus der Vielfalt der Formen in ihrem Garten immer ein besonderer Ausschnitt ins Blickfeld rückte. 


Auch im Juni 2017 öffnet sie wieder ihr Gartentor und steht für Auskünfte über Schnitt-Techniken, die sich durch alle Jahrhunderte erhalten haben, zur Verfügung. Vielleicht verrät sie dann auch, wie sie ihrem neuesten Projekt ein figürliches Aussehen zu verleihen gedenkt: ein Stamm, auf dem ein Würfel aus Buchs ruht.

Der Garten von Guerinna Hofrichter ist geöffnet am 18. Juni 2017 
EinBlick in den Garten von Frau Hofrichter gibt es auch hier