Ein Bericht von Sibylle Kallweit aus dem Garten von Guerinna Hofrichter in Lörzweiler
aus der Reihe: Rückblick auf das Rheinhessenquadrat - Gärten 1816/2016
Bilder: S. Kallweit, G. Hofrichter
Ein Garten im Quadrat
Wer in der Straße „An den Tierhäuptern“ in Lörzweiler
Ausschau nach der Nummer 8 hält, bräuchte
die Flagge eigentlich gar nicht, die anzeigt, dass hier, am Tag der
Offenen Gärten, ein verborgener Schatz zu besichtigen ist. Von weitem erkennbar
thront im Vorgarten ein Pfau mit aufgeschlagenem Rad auf einer säulenförmig
geschnittenen Eibe, auch er ist aus derselben Eibe geschnitten.
Guerinna Hofrichter, geboren in Treviso, Italien, lebte als
Kind in einem Haus, dessen Besitzer der Major Domus ( Hausverwalter) des
letzten italienischen Königs war. Er selbst hatte in der Nachbarschaft ein
Anwesen, dessen Park nach dem Vorbild eines Schlossgartens gestaltet war. Für
Guerinna war es wie ein Paradies, in dem sie sich nützlich machen konnte. Hier
hat sich ihre Liebe zu Disziplin und Ordnung entwickelt, die königliche Garten-Anlagen
widerspiegeln. Gut geschnittene Gehölze, akkurat angelegte Beete ohne
Wildwuchs.
1965 kam Guerinna Hofrichter nach Mainz. Ihr täglicher Weg
zur Arbeit führte sie durch den Stadtpark. Die historische Parkanlage erweckte
in ihr den Wunsch, möglichst viel über ihre Laubgehölze und die teils sehr
alten Baumbestände zu erfahren. Sie heuerte bei einem Betrieb für Landschafts-
und Gartenbau an und war in ihrem Element.
Seit Jahren ist sie nun selbständig und arbeitet für Gartenbesitzer,
die Gründlichkeit und Klarheit in der Linienführung zu schätzen wissen. Die Begeisterung
für Gärten italienischer Schlösser ist Guerinna Hofrichter erhalten geblieben.
Es gibt vermutlich wenige Bücher darüber, die sie nicht ihr Eigen nennt. Aber
ihre ganz besondere Leidenschaft gilt der Kunst des Formschnitts. Nach dem
Grundsatz „klassisch aber nicht kitschig“, formt sie dabei nicht nur gängige
Gehölze wie Buchs, Eibe oder Kirschlorbeer. Sie bearbeitet alles, was sich in
Form bringen lässt: Die Thuja leylandii wird zur Spirale, der Ginko zur Kugel,
die italienische Zypresse zur Säule, Wacholder und Stechpalme werden zu Bonsais.
Das Thema „Rheinhessenquadrat“ zum Jubiläumsjahr 2016 hat
Guerinna Hofrichter sehr einfallsreich durch einen quadratischen Bilderrahmen
umgesetzt. Aufgehängt konnten Besucher ihn so bewegen, dass aus der Vielfalt
der Formen in ihrem Garten immer ein besonderer Ausschnitt ins Blickfeld
rückte.
Auch im Juni 2017 öffnet sie wieder ihr Gartentor und steht für
Auskünfte über Schnitt-Techniken, die sich durch alle Jahrhunderte erhalten
haben, zur Verfügung. Vielleicht verrät sie dann auch, wie sie ihrem neuesten
Projekt ein figürliches Aussehen zu verleihen gedenkt: ein Stamm, auf dem ein
Würfel aus Buchs ruht.
Der Garten von Guerinna Hofrichter ist geöffnet am 18. Juni 2017
EinBlick in den Garten von Frau Hofrichter gibt es auch hier