Ein Beitrag von Marianne Knab zum Rheinhessenquadrat 1816-2016
Text und Bilder: Marianne Knab
Die Blaue Wegwarte (Cichorium intybus), auch
Zichorie, Wegleuchte, Gemeine oder Gewöhnliche Wegwarte genannt, gehört zur
Familie der Korbblütler und ist mehrjährig mit langem Wurzelstock. Diese
heimische Wildpflanze wird bis zu 1,5 m hoch und wächst gerne am Wegrand. In
früheren Zeiten wurde die Wegwarte als Heilkraut, Gemüse oder Kaffee- &
Tabakersatz verwendet. Alle Teile der Pflanze sind milchsaftführend. Die
Kulturformen der Wegwarte sind Chicorée, Zuckerhut, Radicchio und die
Wurzelzichorie.

Weit hin sichtbar leuchteten die himmelblauten Blüten bis in den Sommer hinein und erfreuten Schwebfliegen und Insekten.
Anwendungsmöglichkeiten in der Küche:
Von der Wegwarte können Blätter, Stängel, Blüten & Wurzeln verwendet werden. Die Blätter werden nach der Blüte sehr bitter, ähnlich wie Wermut.
Von der Wegwarte können Blätter, Stängel, Blüten & Wurzeln verwendet werden. Die Blätter werden nach der Blüte sehr bitter, ähnlich wie Wermut.
Blätter vor der Blüte: Die ersten zarten Blätter können in kleinen Mengen in Salate, Suppen,
Gemüsegerichten oder Kräutersaucen eingesetzt werden oder als
verdaungsfördernder Tee getrunken werden. Getrocknete Blätter wurden früher als
Tabakersatz verwendet.
Stängel: Von April –
Juli kann man die zarten Pflanzenstängel als Pfannengemüse dünsten.
Blüten: Die blauen
Blüten sind essbar und ein Hingucker auf Salat, Brotaufstriche oder
Kräuterquark.
Wurzeln: Die junge
Wurzel kann wie Pastinake als Gemüse zubereitet werden. Oder man trocknet die
Wurzel und röstet sie in einer Pfanne als Verwendung von Ersatzkaffee oder
Muckefuck.
Namensherkunft „Muckefuck“:
Die blaue Wegwarte oder Zichorie war ab 1770 in fast aller Munde, denn aus ihren Pfahlwurzeln wurde Ersatzkaffee der sogenannte Muckefuck gebraut. Der Begriff kommt vermutlich aus dem französichen „Mocca faux“ für „falschen Kaffee“ oder ist eine Zusammensetzung der Wörter „Mucke“ für „braunen Holzmulm“ und „fuck“ von „faul“, wie Sprachwissenschaftlicher vermuten.
Für unser französisch geprägtes Rheinhessen ist es der Mocca faux – „natürlement“!
Zichorienkaffee, auch Landkaffee
genannt, wird aus den Wurzeln der Gemeinen Wegwarte hergestellt. Die Verwendung
als kaffeeähnliches Getränk setzte um 1680 in Mitteleuropa mit der Verbreitung
von Bohnenkaffee ein, für den eine preisgünstige Alternative gesucht wurde. Die
Wurzeln der Wegwarte wurden getrocknet, in einer Pfanne geröstet und dann
gemahlen. Der Geschmack war ähnlich dem Bohnenkaffee und durch den Röstvorgang
der Zichorie entstanden anregende Substanzen aus der Familie der
Beta-Carboline. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde in Deutschland die erste Zichorienfabrik
errichtet und nicht selten mengte man den billigeren Wurzelkaffee den teuren
Bohnenkaffee bei. Aber der Durchbruch des Muckefucks gelang, als zu
Beginn des 19. Jahrhunderts Napoleon eine Kontinentalsperre einberufen ließ und
die Mitteleuropäer einen schnellen und guten Ersatz für das beliebte heiße
Getränk aus den exotischen Kaffeebohnen suchten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet Ersatzkaffee oder auch Landkaffee genannt, zunehmend in Vergessenheit.
Heute gibt es vor allem im Naturkostladen wieder Alternativen in Form von Getreide- und Malzkaffee.
Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet Ersatzkaffee oder auch Landkaffee genannt, zunehmend in Vergessenheit.
Heute gibt es vor allem im Naturkostladen wieder Alternativen in Form von Getreide- und Malzkaffee.
- Quellen: Wikipedia
- Die BLV Enzyklopädie der Heilpflanze von Andrew Chevallier
- Essbare Wildpflanzen, S. Fleischhauer
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